All of Us Strangers

All of Us Strangers“ von Andrew Haigh erzählt die Geschichte von Adam, einem einsamen Drehbuchautor in London. Adam lebt isoliert in seinem Hochhaus, bis er auf seinen betrunkenen Nachbarn Harry trifft. Anfangs zögert Adam, lässt sich aber später auf eine Beziehung mit Harry ein. Während Adam mit Harry eine neue Beziehung aufbaut, wird er von Visionen seiner verstorbenen Eltern heimgesucht. Diese Visionen zwingen Adam, sich mit ungelösten Problemen aus seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen, insbesondere mit dem Verlust seiner Eltern, die bei einem Autounfall starben, als er zwölf war.

Dauer: 105 Min.
FSK: ab 12 Jahren
Jahr:
Regie: Andrew Haigh
Produzenten: Graham Broadbent, Peter Czernin, Sarah Harvey
Hauptdarsteller: Andrew Scott, Paul Mescal, Jamie Bell
Nebendarsteller: Claire Foy, Ami Tredrea
Genres: Drama, Romantik
Studio: Blueprint Pictures, Searchlight Pictures
Sprachen: Deutsch, English

Adam hat mehrere emotionale Begegnungen mit den Geistern seiner Eltern. Diese Gespräche bringen alte Wunden und ungelöste Konflikte an die Oberfläche, während Adam versucht, Frieden zu finden. Gleichzeitig vertieft sich seine Beziehung zu Harry, doch auch diese bringt Herausforderungen mit sich. Der Film erkundet intensiv die Themen Liebe, Verlust und die Verarbeitung von Trauer. Wie wird Adam seine Vergangenheit bewältigen und eine erfüllte Zukunft mit Harry gestalten können?

Besetzung / Schauspieler, Regie und Drehorte

All of Us Strangers“ ist ein britisch-amerikanischer Spielfilm aus dem Jahr 2023, inszeniert und geschrieben von Andrew Haigh. Der Film hat eine Dauer von 105 Minuten und ist ab 12 Jahren freigegeben. Es handelt sich um ein Drama mit romantischen Elementen, das lose auf einem Roman von Taichi Yamada basiert. Die Produktion übernahmen Graham Broadbent, Peter Czernin und Sarah Harvey, während Emilie Levienaise-Farrouch die Musik beisteuerte. Die Kameraarbeit leistete Jamie D. Ramsay und der Schnitt stammt von Jonathan Alberts.

In den Hauptrollen sind Andrew Scott als Adam, Paul Mescal als Harry, Jamie Bell als Adams Vater und Claire Foy als Adams Mutter zu sehen. Carter John Grout spielt den jungen Adam. Der Film feierte seine Premiere im Rahmen des amerikanischen Filmfestivals von Telluride im August 2023. Kritiker lobten das Werk als eines der besten des Regisseurs und hoben die beeindruckenden Leistungen des Schauspielensembles hervor. Besonders gelobt wurden die intensiven und bewegenden Darstellungen, die den Film zu einem der bemerkenswertesten Liebesfilme der letzten Jahre machten.

„All of Us Strangers“ erhielt zahlreiche Nominierungen und Auszeichnungen, darunter den British Independent Film Award als bester britischer Film 2023 und den London Critics’ Circle Film Award 2024 in derselben Kategorie. Andrew Scott, Paul Mescal und Claire Foy wurden für ihre schauspielerischen Leistungen mehrfach nominiert. Gedreht wurde unter anderem in London, England, speziell im Croydon-Viertel. Der Film verzeichnete weltweit einen Bruttoertrag von über 20 Millionen Dollar und startete in Deutschland im Februar 2024 regulär in den Kinos.

Inhalt und Handlung vom Film „All of Us Strangers“

Adam, ein einsamer Drehbuchautor für das Fernsehen, lebt zurückgezogen in London. In seinem Wohnblock trifft er auf seinen betrunkenen Nachbarn Harry, der ihn bemerkt hat und ihn für die Nacht begleiten möchte. Zögernd lehnt Adam ab und schickt Harry weg. Später beginnt Adam zu schreiben und beschließt, sein inzwischen unbewohntes Elternhaus zu besuchen. Dort sieht er eine Vision seiner Eltern, die bei einem Autounfall starben, als er zwölf war. Adam isst mit ihnen zu Abend und verspricht, wiederzukommen. Zurück in seiner Wohnung trifft Adam erneut auf Harry im Aufzug. Diesmal erwidert er Harrys Interesse und die beiden beginnen eine leidenschaftliche Beziehung. Adam erfährt von Harrys eigenen Gefühlen der Entfremdung von seiner Familie und langsam beginnen sie, gemeinsam ein Leben aufzubauen.

Adam hat mehrere weitere Visionen von seinen Eltern. Während eines Gesprächs mit seiner Mutter offenbart er seine sexuelle Orientierung. Sie akzeptiert, dass Adam homosexuell ist, reagiert jedoch besorgt und leicht verbittert. Bei einem späteren Besuch bei seinem Vater spricht Adam über die Verletzungen, die durch das Schweigen seines Vaters über das Mobbing in seiner Kindheit entstanden sind. Die beiden versöhnen sich tränenreich und umarmen sich. Während Adams und Harrys Beziehung aufblüht, verbringen sie viel Zeit in Clubs und beginnen, Ketamin zu konsumieren. Eines Nachts erwacht Adam nach einem Blackout und stellt fest, dass er sich wieder im Elternhaus befindet, diesmal zu Weihnachten.

Adams Beziehung zu Harry und die Geister seiner Eltern

Sie schmücken gemeinsam den Weihnachtsbaum und feiern fröhlich. Adam erwacht in einem U-Bahn-Wagen und sieht Harry im nächsten Abteil. Harry ist distanziert und nähert sich ihm nicht. Adam sieht eine Vision seines jüngeren Ichs, das im Spiegelbild des Zugwagens schreit. Er erwacht weinend in seinem Bett. Harry hat ihn nach einem Vorfall in einem Club, bei dem Adam eine Panikattacke hatte, nach Hause gebracht. Adam erzählt von den Details des Todes seiner Eltern. Er offenbart, dass sein Vater sofort im Unfall starb, während seine Mutter mehrere Tage im Krankenhaus verblieb.

Adam schlägt Harry vor, ihn zu einer Reise zu seinen Eltern mitzunehmen. Harry ist skeptisch und beunruhigt über Adams Verhalten. Sie finden das Haus leer vor. Besorgt über Adams geistigen Zustand, drängt Harry auf eine Abreise. Adams Mutter erscheint dann jenseits des Fensters und blickt durch das Glas. Adam hämmert so lange an die Tür, bis das Glas zerbricht. Am nächsten Morgen erklären seine Eltern ihm, dass Harry nach Hause gegangen sei und dass Adam sie loslassen muss, um Glück mit Harry zu finden. Adam kehrt nach Hause zurück, um Harry zu sehen.

Er betritt Harrys Wohnung und bemerkt einen schrecklichen Gestank, mit Drogenrückständen auf einem Tisch und Unrat in der Wohnung. Adam findet Harry tot im Schlafzimmer, mit derselben Whiskyflasche, die er in der Nacht ihres Kennenlernens trank. Harry war die ganze Zeit tot und eine Vision von Adams Fantasie, ähnlich wie seine Eltern. Draußen ist Harrys Geist verzweifelt und weint, weil er nicht wollte, dass Adam ihn als Leiche sieht. Adam beruhigt Harry und bringt ihn zurück in seine Wohnung. Die beiden liegen eng umschlungen im Bett und verschwinden schließlich in einem Lichtstrahl am Nachthimmel.

Filmkritik und Rezension von „All of Us Strangers“

All of Us Strangers“ von Andrew Haigh überzeugt durch intensive Emotionen und eine tiefgehende Handlung, verliert jedoch stellenweise an Kohärenz. Andrew Scott brilliert in der Hauptrolle, aber die Inszenierung fühlt sich manchmal überladen an. Haighs Entscheidung, jedes emotionale Ereignis ohne Pause an das nächste zu reihen, erschwert es dem Zuschauer, das Gesehene zu verarbeiten. Die Szenen wirken daher oft übermäßig dramatisch und lassen kaum Raum für subtile Momente​.

Die Chemie zwischen Scott und Paul Mescal, der Harry spielt, ist unbestreitbar. Ihre Beziehung entwickelt sich authentisch und berührend, doch die Handlung leidet unter einigen unplausiblen Wendungen. Insbesondere das übernatürliche Element der Geschichte erscheint teils zu konstruiert und klischeehaft. Obwohl die Gespräche zwischen Adam und seinen Eltern tiefgründige Themen wie Akzeptanz und Trauer berühren, wirkt die Darstellung manchmal zu didaktisch. Die filmische Umsetzung des Familienwiedersehens verfehlt oft die notwendige Nuancierung, was die emotionale Wirkung abschwächt​.

Besonders enttäuschend ist das Ende, das sich gezwungen und vorhersehbar anfühlt. Der letzte Akt des Film bringt eine Auflösung, die zwar emotional stark ist, aber gleichzeitig die Glaubwürdigkeit der Erzählung untergräbt. Während Haigh versucht, ein tiefgründiges und bewegendes Drama zu schaffen, bleibt „All of Us Strangers“ letztlich hinter seinen Möglichkeiten zurück. Die übermäßig emotionale Inszenierung und die klischeebeladenen Wendungen schwächen das Potenzial der ansonsten starken schauspielerischen Leistungen und der visuellen Ästhetik des Films​.

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